Investieren in Krisenzeiten: Warum du jetzt ruhig bleiben solltest

  • Lesedauer:21 min Lesezeit
  • Beitrags-Kategorie:Finanzen

Die Börse in stürmischen Zeiten

Investieren in Krisenzeiten – dieser Gedanke dürfte bei vielen Privatanlegern aktuell ein flaues Gefühl im Magen auslösen. Und das ist verständlich: Die weltpolitische Lage ist angespannt wie lange nicht mehr, die Märkte zeigen sich nervös und die Nachrichtenlage ist geprägt von Unsicherheit. Insbesondere für junge Anleger, die in den letzten Jahren fast ausschließlich steigende Kurse kannten, ist die aktuelle Volatilität eine völlig neue Erfahrung.

Doch genau jetzt, in Zeiten wie diesen, ist es besonders wichtig, nicht kopflos zu reagieren. Historisch betrachtet waren Phasen politischer und wirtschaftlicher Unsicherheit immer wieder gute Gelegenheiten, langfristig Vermögen aufzubauen. Dieser Artikel soll dir zeigen, warum Investieren in Krisenzeiten nicht nur sinnvoll, sondern oft sogar die beste Strategie ist – vorausgesetzt, du bleibst langfristig investiert und hältst an deiner durchdachten Anlagestrategie fest.

Aktuelle geopolitische Risiken – ein nüchterner Blick

Die geopolitische Lage ist derzeit alles andere als beruhigend. Mit der zweiten Amtszeit von Donald Trump könnten die USA den internationalen Schulterschluss weiter aufweichen – möglicherweise mit drastischen Folgen für Europa, die NATO und die Unterstützung der Ukraine. Die EU kämpft gleichzeitig mit schwacher Konjunktur, politischen Zerwürfnissen und einer unsicheren Energiepolitik. Auch China, Taiwan und die Spannungen im Nahen Osten sorgen für ein Höchstmaß an Unsicherheit.

Natürlich wäre es fahrlässig, die aktuellen geopolitischen und wirtschaftlichen Risiken kleinzureden. Gerade die Kombination aus der zweiten Trump-Administration, einer möglichen Schwächung westlicher Bündnisse, der angespannten Lage in der Ukraine und den strukturellen Problemen in Europa stellt eine Gemengelage dar, die wir in dieser Form so noch nicht erlebt haben.

Hinzu kommt die große Unberechenbarkeit der US-Politik, die nicht nur kurzfristige Schockwellen auslösen, sondern auch längerfristig das wirtschaftliche Umfeld in Europa, Asien und den Schwellenländern beeinflussen könnte. Auch die Reaktionen der Märkte auf einzelne Eskalationen dürften schwerer vorhersagbar sein als in früheren geopolitischen Krisen.

Viele dieser Risiken sind zwar nicht völlig neu, doch die Kombination aus globalen Konfliktherden, wirtschaftlicher Schwäche und politischer Unberechenbarkeit gab es in dieser Intensität lange nicht mehr. Investieren in Krisenzeiten bedeutet daher vor allem, die Nerven zu behalten, wenn die Schlagzeilen täglich düsterer erscheinen.

Exemplarische Krisen und die Markterholung danach

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Investieren in Krisenzeiten wurde oft belohnt. Ob die Dotcom-Blase Anfang der 2000er, die Finanzkrise 2008/09 oder die Corona-Pandemie 2020 – in all diesen Phasen gerieten die Märkte teils massiv unter Druck. Doch langfristig haben sich die großen Indizes wie der MSCI World, der S&P 500 oder der DAX immer wieder erholt – und in vielen Fällen neue Höchststände erreicht.

Entscheidend war dabei nie der perfekte Einstiegszeitpunkt, sondern die Bereitschaft, investiert zu bleiben – auch wenn sich die Lage zwischendurch hoffnungslos anfühlte. Gerade in Krisenzeiten wurden häufig die besten Renditen erzielt – für die, die durchhielten.

Konkrete Zahlen: Warum Krisen langfristig Renditechancen bieten

Wissenschaftliche Studien und historische Daten belegen eindrucksvoll, dass Investieren in Krisenzeiten langfristig zu überdurchschnittlichen Renditen führen kann:

Ereignis Börsenreaktion (kurzfristig) Langfristige Entwicklung
9/11 (2001) S&P 500: ca. -12% innerhalb einer Woche Binnen 12 Monaten komplette Erholung
Finanzkrise (2008/09) DAX: -55% in 18 Monaten Verfünffachung des DAX bis 2021
Eurokrise (2011/12) Nervöse Seitwärtsbewegung DAX verdoppelt sich bis 2017
Covid-Crash (2020) S&P 500: -34% in 5 Wochen Allzeithoch 5 Monate später

Das bedeutet natürlich nicht, dass es keine schwierigen Phasen geben wird – aber die Historie zeigt, dass Investieren in Krisenzeiten langfristig belohnt wurde, wenn man breit gestreut und mit Geduld investiert hat.

Psychologische Fallstricke – warum unser Kopf uns beim Investieren in Krisenzeiten im Weg steht

Ein besonders großes Problem in Krisenzeiten ist die eigene Psyche. Zahlreiche Studien aus der Verhaltensökonomie zeigen, dass wir Verluste deutlich stärker wahrnehmen als Gewinne (Stichwort: Verlustaversion). In turbulenten Zeiten neigen viele Anleger dazu, in Panik zu verkaufen – oft genau zum schlechtesten Zeitpunkt.

Typische psychologische Fallen beim Investieren in Krisenzeiten:

  • Negativity Bias: Schlechte Nachrichten brennen sich tiefer ein als positive.
  • Myopische Verlustaversion: Wir sehen die täglichen Verluste im Depot – aber blenden den langfristigen Trend aus.
  • Herdentrieb: Wenn andere verkaufen, fühlt sich das vermeintlich „richtig“ an.

Tipps zur Überwindung psychologischer Fallstricke

  1. Täglicher Depoblick: Vermeide es, täglich ins Depot zu schauen – das erhöht die Wahrscheinlichkeit von Kurzschlussentscheidungen.
  2. Doomscrolling: Beschränke deinen Nachrichtenkonsum. Qualitätsquellen statt Schlagzeilenhysterie.
  3. Automatisierung nutzen: Lass Sparpläne stur weiterlaufen – sie schützen dich vor irrationalen Eingriffen.
  4. Langfristige Ziele erinnern: Warum investierst du überhaupt? Wahrscheinlich nicht für die Rendite in den nächsten 3 Monaten.
  5. Erfolgsbeispiele verinnerlichen: Rückblickend waren alle großen Krisen auch große Kaufchancen.

Warum es jetzt keinen Sinn macht, deine Anlagestrategie zu ändern

Viele Anleger fragen sich aktuell, ob sie ihre Sparpläne aussetzen oder gar ihre Investments verkaufen sollten. Die Antwort lautet: In der Regel nicht. Historisch betrachtet war es fast immer ein Fehler, in turbulenten Phasen die Reißleine zu ziehen. Langfristiger Anlageerfolg entsteht nicht durch hektisches Umschichten – sondern durch Konsequenz und Disziplin.

Investieren in Krisenzeiten bedeutet, sich bewusst zu machen: Die Märkte schwanken – das ist normal. Wer sich von jeder politischen Schlagzeile oder jeder düsteren Wirtschaftsprognose aus der Ruhe bringen lässt, wird am Ende meist schlechter abschneiden als die, die einfach investiert bleiben.

Fazit: Unsicherheit aushalten und langfristig investieren

Natürlich gibt es keine Garantie, dass die aktuellen Krisen glimpflich ausgehen. Die Kombination aus geopolitischen Spannungen, wirtschaftlicher Schwäche und politischer Unsicherheit ist herausfordernd. Aber: Wer langfristig investiert, breit diversifiziert und kühlen Kopf bewahrt, hat gute Chancen, auch aus dieser Krise gestärkt hervorzugehen.

Investieren in Krisenzeiten ist keine Wette auf kurzfristige Entwicklungen – es ist ein Bekenntnis zu einem langfristigen, durchdachten Vermögensaufbau. Und genau diesen Weg sollten langfristig orientierte Anleger nicht verlassen.

Ergänzende Informationen

Über David

(39) ist seit über 12 Jahren glücklich verheiratet und Vater von zwei Kindern.

Der Diplom-Kaufmann arbeitet seit 2012 in einer großen Unternehmensberatung und wurde dort 2018 Prokurist. 2025 nimmt er ein Sabbatical, um sich seinen Herzensthemen zu widmen und neue Perspektiven zu gewinnen.

Seit 2017 berichtet er auf Jung in Rente über seinen Weg zur finanziellen Freiheit. Zudem betreibt er die Websites , und .

2022 gründete er die gemeinnützige Organisation , die er seither als Geschäftsführer leitet.

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Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Hallo David,

    ein sehr lesenswerter und wichtiger Beitrag, gerade in der aktuellen Marktlage. Es ist verständlich, dass viele Anleger verunsichert sind, doch Panik war noch nie ein guter Ratgeber. Ich lasse meine Sparpläne einfach weiterlaufen, da ich noch einen recht langen Anlagehorizont habe. Investiert bleiben, halte ich für mich auch die beste Wahl.

    Viele Grüße

    Kathrin

    1. Jung in Rente

      Hallo Kathrin,

      vielen Dank für dein Feedback! Du sprichst einen wichtigen Punkt an – Panik hat an der Börse selten zu guten Entscheidungen geführt. Wenn dein Anlagehorizont noch lang ist, klingt deine Strategie absolut sinnvoll. Dranbleiben zahlt sich meist aus!

      Viele Grüße
      David

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